Gewohnt wird immer
Der Immobilienmarkt, besonders der in Berlin, unterliegt bemerkenswerten Schwankungen. Und oft sind es exogene Einflüsse; die starke Veränderungen nach sich ziehen, die mitunter auch durch endogene Maßnahmen verstärkt werden. Die aktuelle Marktlage wird durch exogene Schocks ausgelöst:
Zunächst verbreitet sich das Corona-Virus, höchst wahrscheinlich aus China kommend, über die Erde und sorgt bis heute für erhebliche wirtschaftliche Verwerfungen. Es sprengt den Rahmen, hier auf die Millionen persönlicher Schicksale, die diese Krankheit und der Tod mit sich brachte, einzugehen. Wir betrachten hier die wirtschaftlichen Auswirkungen auf den Berliner Wohnimmobilienmarkt. Lieferketten werden gestört und unterbrochen, fehlende Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe, aber auch fehlende Fertigprodukte fallen bei einer jahrelangen expansiven Geldpolitik auf fruchtbaren Inflationsboden und sorgen für kräftig steigende Preise.
Mit dem Einmarsch der Russen in die Ukraine werden weitere Lieferketten gestört und unterbrochen. In der Folge steigt die Inflationsrate auf in der EU unbekannte Höhen.
Das ist die Lage, in der wir uns derzeit befinden. Ein Blick auf die Entwicklungen seit 1990 schafft Beruhigung, als dass auch frühere Krisen, die im Moment ihres jeweiligen Ausbruchs für größte Unsicherheit gesorgt haben, regelmäßig gut überwunden werden konnten.
Bei den vorgestellten Ereignissen handelt es sich um eine Auswahl des Verfassers, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Und auch der abschließende Blick in die Glaskugel entspricht der Wahrnehmung des Verfassers ohne Anspruch auf Richtigkeit.
Der Berliner Immobilienmarkt seit 1990:
Deutschland feiert die Wiedervereinigung.
Hauptstadtentscheidung fällt zugunsten Berlins.
Mit dem Solidarpakt wurde Berlin in das „normale“ deutsche Finanz- und Steuersystem einbezogen, Entfall der Insel- oder Hauptstadtsubventionen.
Schneider-Pleite
Der Volksentscheid zur Länderfusion Berlin-Brandenburg scheitert.
Ernüchterung: Ende der Fördergebietssonderabschreibungen, das Warten auf die blühenden Landschaften macht auch den Immobilienmärkten zu schaffen.
Eigentumsstrategie Berlin 2000 wird vom Senat mit dem Ziel verabschiedet, die Eigentumsquote bis 2000 auf 16 % mit Neubau und Umwandlungen zu verdoppeln.
Stopp des sozialen Wohnungsneubaus
Ausbleibende wirtschaftliche Erfolge und der Berliner Bankenskandal verschärfen die ohnehin depressive Stimmung.
Rückbau von Wohnungen, bspw. Ahrensfelder Terrassen – Plattenbauten mit hohen Leerständen sollen durch Rückbau attraktiver gestaltet werden.
Wohnimmobilien in Berlin werden langsam interessant, internationale Investoren glauben viel früher an Berlin und steigern ihre Immobilieninvestitionen in Berlin. Der Markt erholt sich.
Die Gebrüder Lehmann gehen in die Insolvenz, die Weltwirtschaft wackelt.
Die EU rettet stark verschuldete Mitgliedsländer mit entschlossenem Handeln und sehr viel Geld vor dem Staatsbankrott.
Die ersten exklusiven großen Eigentumswohnanlagen werden teilweise als gated communities fertiggestellt.
Und schon wieder eine Finanzkrise: Europa flutet die Märkte mit Liquidität und kurbelt die Wirtschaft mit immer niedrigeren Zinsen an.
Mahner warnen vor der Immobilienblase und der Markt feiert immer neue Rekordmarken.
Ein Virus geht um die Welt. Die eng verzahnte Weltwirtschaft und die durch und durch optimierten Lieferketten werden empfindlich gestört. Nicht alles ist mehr jederzeit verfügbar. Die Preise steigen, die Zinsen bleiben in Europa bei Null.
Die Nachteile der Globalisierung werden spürbar. Neue Lieferketten etablieren sich nicht auf die Schnelle, Preise in allen Märkten steigen, die Zinsen bleiben noch unten.
Vladolf marschiert in die Ukraine ein. Weitere Lieferketten werden nachhaltig gestört. Energie, Rohstoffe und Vorprodukte sind knapp, die Preise steigen weiter und auch Waren des täglichen Bedarfs werden erheblich teurer. Die Zinsen steigen zunächst moderat und dann immer schneller.
Und jetzt schauen wir in die Glaskugel:
Die EZB erhöht angesichts der Inflationsrate von mehr als 10 % den Leitzins nochmals um 0,5 %-Punkte.
Erstes Quartal 2023: die EZB erhöht den Leitzins nochmals, diesmal moderater um 0,25 %-Punkte
Die Inflationsrate steigt zumindest nicht weiter und liegt mit 8 % bis 9 % im Jahresdurchschnitt unter der Inflationsrate von 2022.
Die Preise für Wohnimmobilien –ausgenommen Neubau-Immobilien– in Berlin und im Berliner Umland sinken um 10 % bis 15 %. Der – private – Wohnungsneubau kommt nahezu zum Erliegen.
Der Baukostenanstieg sinkt und zum Ende des Jahres sinken die Baukosten moderat, auch da sich neue Lieferketten etabliert haben.
Die Inflation sinkt auf 5 % bis 6 %, der Leitzins wird nicht weiter erhöht, Hypothekenzinsen sinken leicht. Die Immobilienpreise für Bestandsimmobilien sinken nicht weiter.
Die Inflation pendelt sich zwischen 2 % und 2,5 % ein.
Der Leitzins wird moderat gesenkt. Die Hypothekenzinsen sinken weiter und pendeln sich zwischen 3,5 % und 4 % ein.
Die Nachfrage nach Wohneigentum zieht wieder an und auch die Preise.